Nahostberichterstattung
in den Hauptnachrichten des deutschen Fernsehens.

Diese Inhaltsanalyse basiert auf einem kontinuierlichen News-Monitoring der Jahre 1999 bis 2002 und einem Videozusammenschnitt aller Nachrichtenbeiträge zum Nahostkonflikt. Geprägt wird die Berichterstattung von Camp David, der 2. Intifada und dem Regierungswechsel in Israel.

Die Nachrichtensendungen des deutschen Fernsehens berichten kontinuierlich über das Geschehen in Nahost und tragen damit wesentlich zur Entstehung des Nahostbildes bei. Im Zeitraum von Januar 1999 bis März 2002 entfielen allein auf diese Region der Welt knapp 3 Prozent des gesamten Nachrichtenangebots. Die quantitativen, strukturellen und inhaltlichen Befunde aus der Langzeitanalyse dieser Beiträge zeigen:

  • Die Nachrichtenselektion wurde am stärksten von internationaler politischer Prominenz und Gewalt bestimmt, wobei Gewaltereignisse andere Themen verdrängten.
  • Je mehr Relevanz den Ereignissen zukam, desto stärker wurden neben Filmberichten auch Schaltgespräche mit Korrespondenten aus der Ereignisregion und anderen mitbetroffenen Regionen gesendet.
  • In der gesamten Nahostberichterstattung ließen sich nur selten explizite Bewertungen von Journalisten feststellen, aus denen eine parteiliche Positionierung zugunsten einer Konfliktpartei begründet werden könnte. Die Journalisten blieben selbst überwiegend neutral und neutralisierten zitierte Wertungen der Konfliktgegner, indem sie meist beide Konfliktseiten kontrovers präsentierten.
  • Der Nahostkonflikt zeigte sich am eindringlichsten in den Bildern gewaltsamer Auseinandersetzungen während der 2. Intifada. Diese Bilder stammten zu einem großen Teil von Agenturen oder von Korrespondenten in Zusammenarbeit mit freien Kamerateams. Da es sich um häufig wiederkehrende Situationen an gleichen Ereignisorten handelte, ließen sich diese Bilder auf wenige Stereotypen reduzieren: Politikerauftritte und Konferenzen, Schauplätze von Attentaten mit Opfern, israelische Panzerfahrten, palästinensische Steinewerfer, Begräbnisrituale.
  • Die Nahostberichterstattung in den Hauptnachrichten vermittelte das Bild einer asymmetrischen Konfliktstruktur. Auf palästinensischer Seite blieben die Attentäter der Terroranschläge meist unsichtbar, sichtbar wurden meist jugendliche Steinewerfer. Auf israelischer Seite erschien das Militär als Täter umso sichtbarer, je stärker es bei Vergeltungsschlägen dargestellt wurde.