Brexitverhandlungen in der heißen Phase waren das Topthema der deutschen Fernsehnachrichten im November
Die heiße Phase der Brexitverhandlungen zwischen Großbritannien und der EU war das Topthema der Fernsehnachrichten im November. Insgesamt entfielen auf diesen Themenkomplex in den Hauptnachrichten Tagesschau 20 Uhr, heute 19 Uhr, RTL aktuell und den Sat.1 Nachrichten sowie den Nachrichtenmagazinen Tagesthemen und heute-journal 176 Minuten (knapp 3 Stunden) Sendezeit. Die Berichterstattung über die Brexitverhandlungen verteilte sich über den gesamten Monat November und schloss nach der Vertragseinigung am 22.11. auch die Reaktionen in Großbritannien ein.
Mit 168 Minuten Sendezeit rangierte die CDU-Kursdebatte über die Merkel-Nachfolge auf Platz 2 der Topthemenliste. Auch dieses Thema verteilte sich über den gesamten November. Während in der ersten Novemberhälfte die Kandidatenauswahl um den Parteivorsitz der CDU im Vordergrund stand, begleitete die Berichterstattung in der zweiten Hälfte die CDU-Regionalkonferenzen, auf denen sich die konkurrierenden Kandidaten persönlich profilierten.
Öffentlich-rechtliche und private Nachrichten unterschieden sich deutlich in der Gewichtung der beiden Spitzenthemen. In allen öffentlich-rechtlichen Nachrichten lagen die Brexitverhandlungen auf Rangplatz 1 vor dem Thema Merkel-Nachfolge. Dazu trugen wesentlich die Nachrichtenmagazine Tagesthemen und heute-journal bei. In den privaten Nachrichten lag dagegen die Merkel-Nachfolge auf Rangplatz 1 vor den Brexitverhandlungen. Auf den Rangplätzen 3 und 4 folgten als Themenkomplexe der internationalen Politik die Kongresswahlen in den USA (121 Min.) und der eskalierende Krimkonflikt zwischen Russland und der Ukraine (91 Min.). Rangplatz 5 belegte die Flüchtlings- und Migrationspolitik in Deutschland (80 Min.). Die Berichterstattung befasste sich dabei hauptsächlich mit der Asyldiskussion nach einer Gruppenvergewaltigung in Freiburg, mit dem Fachkräfte-Einwanderungsgesetz und mit einer umstrittenen Äußerung von Friedrich Merz zum Grundrecht auf Asyl. Diverse Themen erschienen in dichter Folge auf den Rangplätzen 6 bis 10. Dazu gehörten die Berichte zum Gedenktag 100 Jahre nach dem Ende des ersten Weltkriegs (63 Min), Waldbrände in Kalifornien (61 Min.), Debatte um den UN-Migrationspakt (58 Min.), G20-Gipfel in Argentinien (53 Min.) sowie die anhaltende Dieselkrise (48 Min.).
Gegenüber dem Vormonat Oktober, in dem die Landtagswahlen in Bayern und Hessen sowie drohende Fahrverbote in deutschen Städten die Nachrichten wesentlich bestimmt hatten, zeigte sich im November somit ein anderes Bild der Ereignislage und Thematisierung.
CDU mit höchster Parteienpräsenz
Mit dem Rücktritt vom CDU-Parteivorsitz löste Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Welle der Aufmerksamkeit aus, die der CDU eine weitere Steigerung ihrer Präsenz in der Berichterstattung brachte. Auf die CDU entfielen im November 612 Politikerauftritte (im Oktober 562). Die SPD hatte 232 Auftritte, die CSU 184 Auftritte, die AfD belegte mit 144 Auftritten Platz 4 und rangierte im November vor den Grünen mit 115 Auftritten auf Platz 5. Der Zuwachs an Präsenz der AfD entstand vorwiegend durch Berichte über mutmaßliche Parteispenden im Bundestagswahlkampf und über die Frage nach einer Beobachtung der Partei durch den Verfassungsschutz.
Auf Rangplatz 6 der Parteienpräsenz folgte die FDP mit 72 Auftritten, danach Die Linke mit 41 und die Freien Wähler mit 9 Auftritten. Die meisten Auftritte unter den parteilosen Politikern (29) entfielen auf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (25 Auftritte).
Bundeskanzlerin Angela Merkel weiter mit höchster Präsenz
Der Wettbewerb der Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz um die Merkel-Nachfolge wirkte sich im November wesentlich auf die Präsenz deutscher Politiker in der Berichterstattung aus. In der Rangliste deutscher Politiker erschienen auf den ersten sechs Plätzen vier Politiker der CDU und zwei Politiker der CSU. Bundeskanzlerin Angela Merkel belegte mit 177 Auftritten wieder die Spitzenposition, aber mit geringerer Auftrittshäufigkeit als im Vormonat. Jens Spahn als einer der drei Nachfolgekandidaten, der im November als Gesundheitsminister erneut Diskussionen um Organspende und Pflege sowie den UN-Migrationspakt anstieß, nahm mit 94 Auftritten Rangplatz 2 ein, gefolgt von Friedrich Merz mit 72 Auftritten auf Platz 3 vor Innenminister Horst Seehofer (66 Auftritte) auf Platz 4 und Annegret Kramp-Karrenbauer (65 Auftritte) auf Platz 5.
Rangplatz 6 belegte der im Oktober zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählte Markus Söder mit 48 Auftritten. Alice Weidel folgte mit 42 Auftritten auf Platz 7, hauptsächlich im Zusammenhang mit der Thematisierung von Parteispenden für die AfD. Die SPD-Parteivorsitzende Andrea Nahles kam nur auf 36 Auftritte, hauptsächlich anlässlich des SPD-Debattencamps in Berlin und der Diskussion über Änderungen bei Hartz IV. Außenminister Heiko Maas hatte 30 Auftritte, dazu trugen die Reaktionen der Bundesregierung im Fall Khashoggi und der vom Bundestag unterstützte UN-Migrationspakt wesentlich bei.
Die übrigen 11 Politiker der Top 20-Rangliste belegten Plätze in absteigender Folge zwischen 25 bis zu 16 Auftritten. Angeführt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (25), danach Olaf Scholz, Christian Lindner, Manfred Weber als CSU-Spitzenkandidat für die Europawahlen 2019, Alexander Gauland, Annalena Baerbock Hubertus Heil, Andreas Scheuer, Peter Altmaier, Jörg Meuthen und Franziska Giffey.
Die Top 20-Rangliste nach Auftrittshäufigkeit in den deutschen Nachrichten repräsentierten im November 14 Politiker und 6 Politikerinnen.
Unter diesen 20 Politikern entfielen jeweils 5 auf CDU und SPD, 4 auf die CSU, 3 auf die AfD und jeweils 1 auf Grüne und FDP. Nicht unter den Top 20 waren Politiker der Linken und der Freien Wähler vertreten.
Die Spitzenposition unter den im November auftretenden Auslandspolitikern behauptete mit weitem Vorsprung US-Präsident Donald Trump mit 156 Auftritten (vorher 150 Auftritte), gefolgt von der britischen Premierministerin Theresa May mit 60 Auftritten, Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron mit 52 Auftritten und Russlands Präsidenten Wladimir Putin mit 35 Auftritten.
Öffentlich-rechtliche Nachrichtensendungen dominieren die Politikberichterstattung
Der Politikanteil in den öffentlich-rechtlichen Sendungen fiel auch im November deutlich höher aus als in den privaten Sendungen. In der Tagesschau erreichten die Politikthemen bei einer durchschnittlichen Sendungslänge von 15 Minuten (vorher 16 Min.) einen Sendezeitanteil von 57 Prozent (vorher 53 %) bei 9 Minuten pro Ausgabe. Die heute-Nachrichten kamen bei durchschnittlicher Sendungslänge von 19 Minuten auf 47 Prozent (vorher 42 %) bei ebenfalls 9 Minuten Sendezeit für Politik pro Ausgabe. RTL aktuell verwendete bei einer Sendungslänge von 21 Minuten 25 Prozent (vorher 26 %) der Sendezeit für Politikthemen bei 5 Minuten pro Ausgabe. In den Sat.1 Nachrichten bei einer Sendungslänge von 14 Minuten betrug der Politikanteil 34 Prozent (vorher 37 Prozent) der Sendezeit bei 5 Minuten pro Ausgabe.
Die Tagesthemen hatten im November bei einer Sendungslänge von 24 Minuten einen Politikanteil von 49 Prozent (vorher 53 %) bei durchschnittlich 12 Minuten (vorher 13 Min.) pro Ausgabe. Das heute-journal hatte bei 26 Minuten Sendungslänge einen Politikanteil von 55 Prozent (vorher 56 %) der Sendezeit bei 15 Minuten (vorher 15 Min.) pro Ausgabe.
Länderpräsenz der Nachrichtenbeiträge