Giftanschlag auf russischen Ex-Spion in Großbritannien war das Topthema der deutschen Fernsehnachrichten im März

Der Giftanschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter in Großbritannien und die Reaktionen auf dieses Ereignis bestimmten das Topthema der deutschen Fernsehnachrichten im März. Insgesamt entfielen in Tagesschau 20 Uhr, Tagesthemen, heute 19 Uhr, heute-journal, RTL aktuell und den Sat.1 Nachrichten 199 Minuten (3,3 Stunden) Sendezeit auf diesen Themenkomplex. Nach dem herausragenden Topthema Olympische Winterspiele in Pyeongchang vom Februar fiel der Umfang des Topthemas im März wesentlich geringer aus. Insgesamt lagen die konkurrierenden Themenkomplexe im Umfang der Sendezeit näher beieinander.

Die Berichterstattung über den Giftanschlag befasste sich mit dem Ereignis und dem daraus entstandenen diplomatischen Konflikt zwischen Großbritannien und Russland, der zur Ausweisung russischer Diplomaten zunächst aus Großbritannien und in Solidarität mit Großbritannien dann auch aus mehreren EU-Ländern einschließlich Deutschland führte und im Gegenzug von Russland mit einer Ausweisung westlicher Diplomaten beantwortet wurde.

Rangplatz 2 der Top-10 belegte das Thema USA verhängen Einfuhrzölle / Drohender Handelskrieg (159 Min.). Berichtet wurde über die von US-Präsident Trump angekündigten Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium sowie über die Reaktionen der EU, Deutschlands und Chinas als hauptsächlich Betroffene in einem drohenden Handelskrieg. Einzelaspekte betrafen unter anderem die möglichen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft, ferner die Aktivitäten der Bundesregierung zur Abwendung von Strafzöllen.

Auf Rangplatz 3 folgte als Spitzenthema deutscher Politik die Berichterstattung über den Start der neuen Bundesregierung im Amt (149 Min.). Berichtet wurde über die Wahl und Vereidigung von Angela Merkel als Kanzlerin in 4. Amtsperiode, Merkels Regierungserklärung und die Amtsübergabe in den Ministerien.

Rangplatz 4 belegte die Berichterstattung über den Datenskandal bei Facebook (114 Min.). Berichtet wurde über den Zugang der britischen Firma Cambrigde Analytica zu Millionen Facebook-Nutzerdaten und die Reaktionen aus der EU und aus Deutschland, darunter über das Treffen von Justizministerin Katarina Barley mit Facebook-Managern sowie über Facebooks Ankündigungen von Datenschutzneuerungen.

Auf Rangplatz 5 entfielen die Berichte über das SPD-Mitgliedervotum zur Regierungsbeteiligung und die SPD-Ministerliste (97 Min.) für die Große Koalition.

Die nachfolgenden Themen der Top 20-Rangliste betrafen den Krieg in Syrien (82 Min.), die Wiederwahl Putins (82 Min.), die Paralympischen Winterspiele (61 Min.), eine neue Diskussion über Armut und Hartz IV in Deutschland (60 Min.) und anhaltend das Thema Flüchtlings-/Integrationsdebatte (50 Min.).

SPD an der Spitze der Parteien-Präsenz

Die SPD lag im März bei der Parteien-Präsenz mit 431 Auftritten ihrer Politiker deutlich vor der CDU mit 333 Auftritten. Dazu trugen wie schon im Januar und Februar die parteiinternen Debatten über die Beteiligung an einer Regierungskoalition, der SPD-Mitgliederentscheid und die mit Spannung erwartete Ministerliste bei. Die CSU lag als drittstärkster Koalitionspartner der neuen Bundesregierung mit 171 Auftritten an dritter Stelle der Rangliste.

Die übrigen Parteien in der Oppositionsrolle im Bundestag folgten mit weitem Abstand zu den Regierungsparteien. Dabei lagen sie eng beieinander, angeführt von den Grünen (72 Auftritte), gefolgt von AfD (65 Auftritte), Linken (64 Auftritte) und in schwächster Präsenz FDP (41 Auftritte).

Bundeskanzlerin Angela Merkel weiter auf dem Spitzenplatz

Auch im März führte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit 145 Auftritten, davon 58 mit O-Ton, die Rangliste der meistpräsenten deutschen Politiker in den Nachrichten an. In der Top20-Liste der Politiker zeichnet sich deutlich der personelle Wechsel in Regierungs- und Parteiämtern ab. In zweiter Position folgte als neuer Innen- und Heimatminister Horst Seehofer (75 Auftritte), der in den Nachrichten mehr Aufmerksamkeit erhielt als der neue SPD-Vizekanzler Olaf Scholz (59 Auftritte). Die weiteren Rangplätze bis zehn belegten fast ausnahmslos SPD-Politiker, darunter Heiko Maas (56) als neuer Außenminister, Katarina Barley (42) als neue Justizministerin, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (36) - hier wegen ruhender SPD-Mitgliedschaft als parteilos ausgewiesen, Andrea Nahles als neue SPD-Fraktionsvorsitzende (35) und Franziska Giffey (32) als neue SPD-Familienministerin. Erst auf Rangplatz 9 erschien Jens Spahn (31) als neuer CDU-Gesundheitsminister, der nach Merkel die meisten CDU-Auftritte erhielt. Sigmar Gabriel (29) sank nach Amtsverlust von Platz 4 im Februar auf Platz 10 im März. Die Plätze 11 bis 20 der Rangliste deutscher Politiker belegten Hubertus Heil als neuer SPD-Arbeitsminister vor Lindner, dann Scheuer als neuer CSU-Verkehrsminister, von der Leyen, Altmaier als neuer CDU-Wirtschaftsminister, Söder als neuer Ministerpräsident in Bayern, Schulze als neue SPD-Umweltministerin, schließlich Gauland, von Notz und Kramp-Karrenbauer.

In der Top 20-Rangliste deutscher Politiker erschienen insgesamt 8 SPD-Politiker (ohne Steinmeier). 5 CDU-Politiker, 3 CSU-Politiker und je ein Politiker aus FDP, AfD und den Grünen. Die Linke war im März mit keinem Politiker in den Top-20 vertreten.

Unter den Auslandspolitikern hatte Donald Trump mit 172 Auftritten (vorher 98 Auftritte) auch im März die höchste Präsenz. Damit übertraf Trump die deutsche Bundeskanzlerin. Auf Rangplatz 2 erschien Wladimir Putin mit 72 Auftritten (vorher 32). Trumps Aufmerksamkeitswert wurde durch das Thema Handelsstreit, Putins Aufmerksamkeitswert durch den Giftanschlag in Großbritannien gesteigert. Auf den Rangplätzen 3 bis 5 folgten Macron (48), Theresa May (46) und Erdogan (38).

 

Öffentlich-rechtliche Nachrichten überlegen in der Politikberichterstattung

Im Umfang der Politikberichterstattung lagen die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen im März wieder weit vor den privaten Sendungen.

Die Tagesschau wendete für Politikthemen einen Sendezeitanteil von 58 Prozent (vorher 48 %) bei durchschnittlich 9 Minuten pro Ausgabe auf. Die längeren heute-Nachrichten kamen auf 46 Prozent (vorher 44%) bei durchschnittlich 8 Minuten Sendezeit für Politik pro Ausgabe. RTL aktuell verwendete bei etwa gleicher Länge wie die heute-Nachrichten für Politikthemen 26 Prozent (vorher 27%) der Sendezeit bei 6 Minuten pro Ausgabe und die Sat.1 Nachrichten 34 Prozent (vorher 28%) der Sendezeit bei 6 Minuten pro Ausgabe auf Politikthemen.

Die beiden öffentlich-rechtlichen Nachrichtenmagazine hatten im März bei wieder normalen Sendezeiten (25 bzw. 26 Minuten pro Tag) auch wieder einen höheren Politikanteil.  Die Tagesthemen kamen dabei auf einen Politikanteil von 52 Prozent (vorher 44%) bei durchschnittlich 13 Minuten (vorher 13 Min.) pro Ausgabe. Das heute-journal hatte einen Politikanteil von 57 Prozent (vorher 50%) der Sendezeit bei 15 Minuten (vorher 16 Min.) pro Ausgabe und blieb damit stärkster Politikanbieter.

Länderpräsenz der Nachrichtenbeiträge