Rücknahmeabkommen und Einwanderungsgesetz waren das Topthema der deutschen Fernsehnachrichten im August

Auch im August war die Flüchtlingspolitik, nun mit dem Fokus auf Rücknahmeabkommen und ein Einwanderungsgesetz, das Topthema der Fernsehnachrichten. Insgesamt entfielen in den Hauptnachrichten Tagesschau 20 Uhr, heute 19 Uhr, RTL aktuell und den Sat.1 Nachrichten sowie den Nachrichtenmagazinen Tagesthemen und heute-journal auf diesen Themenkomplex allerdings nur 164 Minuten (im Juli 359 Minuten) Sendezeit. Relevante Aspekte waren unter anderem ein deutsch-spanisches Abkommen zur Rückführung von Flüchtlingen, Merkels Besuch in Niger und Entwicklungshilfen für Afrika. Hinzu kam die Diskussion über ein Einwanderungsgesetz, um den Fachkräftemangel in Deutschland zu verringern, ferner über Ankerzentren in Bayern sowie einen „Spurwechsel“ vom Asylstatus zur Einwanderung.

Rangplatz 2 unter den Topthemen nahm die Berichterstattung über eine rechtsextreme Gewaltdemo nach einem Tötungsdelikt in Chemnitz ein (153 Min.). Nach einer Messerattacke mit tödlichem Ausgang, verübt von Ausländern auf einen deutsch-kubanischen Bürger in Chemnitz, folgten fremdenfeindliche Ausschreitungen, über deren Hintergründe und Zusammenhänge mit rechtsradikalen Bewegungen in Sachsen berichtet wurde.

Rangplatz 3 (112 Min.) belegte die Berichterstattung über den Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua. Nach diesem Katastrophenereignis folgten die Diskussion über mögliche Ursachen, eine Staatstrauerfeier für die Opfer und auch Fragen nach dem Zustand der Brücken in Deutschland.

Auf Rangplatz 4 erschien die Berichterstattung über die European Championships (85 Min.), die im August in Deutschland und Schottland stattfanden. Wegen der erstmaligen und daher prominenten Präsentation dieses Events wurde die Berichterstattung nicht der Sportrubrik zugewiesen, sondern als eigenständiger Themenkomplex behandelt.

Rangplatz 5 belegte als innenpolitisches Thema die Koalitionsdiskussion über die Rentenpolitik (72 Min.). Berichtet wurde über den von Finanzminister Olaf Scholz ausgelösten Koalitionsstreit um Eckwerte in der Rentenpolitik, Beratungsgespräche der Koalitionsparteien und den Kompromiss beim Beschluss der Bundesregierung eines Rentenkonzepts.

Auf den weiteren Rangplätzen 6 bis 10 folgten Berichte über Hitzewellen und Unwetter (68 Min.), deren Schäden in Deutschland und anderen Regionen erneut Fragen nach einem Klimawandel aufwarfen. Berichtet wurde ferner über neue US-Sanktionen gegen Iran und Russland (56 Min.), deren Auswirkungen auch Deutschland mitbetrafen. Ein gesonderter Aspekt der europaweiten Flüchtlingsthematisierung war auch im August der Streit um Flüchtlingsrettung im Mittelmeer (52 Min.) und betraf die „Mission Sophia“ und das Rettungsschiff „Aquarius“ im Konflikt mit Italiens Anlege-Blockade. Behandelt wurde ferner die anhaltende Währungskrise in der Türkei (49 Min.), und schließlich auf Rangplatz 10 der Topthemen die Dürreschäden in der Landwirtschaft (45 Min.), die zur Diskussion über Bundeshilfen von der Landwirtschaftsministerin führten.

CDU klar an der Spitze der Parteien-Präsenz

Im August belegte die CDU mit 396 Auftritten ihrer Politiker klar den Spitzenplatz in der Parteien-Präsenz. Die SPD folgte mit 240 Auftritten auf Platz 2. Weit zurück fiel gegenüber dem Vormonat die CSU mit nur 109 Auftritten (im Juli 268). Unter den schwach präsenten Oppositionsparteien folgten Grüne mit 62 Auftritten, Linke mit 61 und die FDP mit 57 Auftritten fast gleichrangig, während die AfD als stärkste Oppositionspartei im Bundestag auch im August mit 32 Auftritten die schwächste Präsenz in den Nachrichten hatte.

Die Präsenz parteiloser Politiker bzw. von Politikern mit ruhender Parteizugehörigkeit (18 Auftritte) entstand hauptsächlich aus Auftritten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Bundeskanzlerin Angela Merkel mit höchster Präsenz

Im August übernahm Bundeskanzlerin Angela Merkel mit 136 Auftritten wieder die Spitzenposition in der Rangfolge deutscher Politiker und verwies Bundesinnenminister Horst Seehofer (58 Auftritte), der durch den Asylstreit im Juli Platz 1 belegt hatte, deutlich hinter sich. Auf Platz 3 folgte anlässlich der Ereignisse in Chemnitz Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer mit 45 Auftritten. Die Rangplätze 4 und 5 belegten Andrea Nahles mit 33 und Olaf Scholz mit 26 Auftritten. Auf den Plätzen 6 bis 10 folgten dichtauf Julia Klöckner (26), Heiko Maas (22), Hubertus Heil (22), Annegret Kramp-Karrenbauer (21) und Annalena Baerbock (20).

Auf den weiteren Rangplätzen 11 bis 20 der meistpräsenten deutschen Politiker erschienen im August in enger Folge Lars Klingbeil, Herbert Reul, Andreas Scheuer, Peter Altmaier, Frank-Walter Steinmeier, Franziska Giffey, Bernd Riexinger, Daniel Günther, Katarina Barley und Sahra Wagenknecht.

Nach Parteizugehörigkeit unterschieden, entfielen von den 20 meistpräsenten deutschen Politikern und Politikerinnen im August je sieben auf CDU und SPD, je zwei auf die CSU und Die Linke und einer auf die Grünen. Politiker aus FDP und AfD waren unter den 20 meistpräsenten deutschen Politikern nicht vertreten.

Die Top 20-Rangliste nach Auftrittshäufigkeit in den deutschen Nachrichten repräsentierten 12 Politiker und 8 Politikerinnen.

Unter den Auslandspolitikern dominierte auch im August US-Präsident Donald Trump, allerdings nur mit 121 Auftritten (vorher 190 Auftritte). Damit endete sein mehrmonatiger Präsenzvorsprung vor Angela Merkel. An zweiter Position der Auslandspolitiker folgte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (61 Auftritte) vor Italiens stellvertretendem Ministerpräsident und Innenminister Matteo Salvini (29 Auftritte) und Wladimir Putin (21 Auftritte).

In allen Nachrichtensendungen ein geringerer Politikanteil

Die Politikberichterstattung blieb in allen öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen wieder umfangreicher als in den privaten Sendungen. Der Politikanteil fiel jedoch nicht zuletzt wegen der Parlamentsferien in allen Sendungen geringer aus als im Vormonat, dafür entfiel anlässlich der Gewaltdemonstrationen in Chemnitz und des Brückeneinsturzes in Genua mehr Sendezeit auf Themen der Kategorien Gesellschaft/Justiz und Unfall/Katastrophe. In der Tagesschau erreichten die Politikthemen bei einer durchschnittlichen Sendungslänge von 16 Minuten (vorher 15 Min.) einen Sendezeitanteil von 45 Prozent (vorher 49 %) bei 7 Minuten (vorher 7 Min.) pro Ausgabe. Die heute-Nachrichten kamen bei 19 Minuten Sendungslänge (vorher 20 Min.) auf 35 Prozent (vorher 40 %) bei ebenfalls 7 Minuten (vorher 8 Min.) Sendezeit für Politik pro Ausgabe. RTL aktuell verwendete bei einer Sendungslänge von 22 Minuten 18 Prozent (vorher 22 %) der Sendezeit für Politikthemen bei 4 Minuten (vorher 5 Min.) pro Ausgabe. In den Sat.1 Nachrichten bei einer Sendungslänge von 15 Minuten betrug der Politikanteil 26 Prozent (vorher 31 Prozent) der Sendezeit bei 4 Minuten (vorher 5 Min.) pro Ausgabe.

Die Tagesthemen hatten im August bei einer Sendungslänge von 25 Minuten (vorher 26 Min.) einen Politikanteil von 35 Prozent (vorher 46 %) bei durchschnittlich 9 Minuten (vorher 12 Min.) pro Ausgabe. Das heute-journal hatte bei 25 Minuten Sendungslänge (vorher 23 Min.) einen Politikanteil von 40 Prozent (vorher 51 %) der Sendezeit bei 10 Minuten (vorher 12 Min.) pro Ausgabe.

Länderpräsenz der Nachrichtenbeiträge