Der Bundestagswahlkampf war das dominierende Topthema der deutschen Fernsehnachrichten im September

Der Bundestagswahlkampf prägte erwartungsgemäß die Berichterstattung in der heißen Wahlkampfphase des Jahres 2017 und wurde zum herausragenden Topthema der wichtigsten Nachrichtensendungen im September. Insgesamt entfielen in Tagesschau 20 Uhr, Tagesthemen, heute 19 Uhr, heute-journal, RTL aktuell und Sat.1 Nachrichten 625 Minuten (10,4 Stunden) Sendezeit auf diesen Themenkomplex. Rechnet man die wahlbezogene Berichterstattung in der Woche nach der Bundestagswahl, hier mit 242 Minuten auf Rangplatz zwei der Topthemenliste, noch hinzu, wendeten die Nachrichtensendungen insgesamt 867 Minuten (14,5 Stunden) für das Thema Bundestagswahl im Monat September auf.

Zu den inhaltlichen Schwerpunkten gehörten eine Bundestagsdebatte zur Situation in Deutschland, Vorberichte zum TV-Duell zwischen Merkel und Schulz, das TV-Duell selbst und Reaktionen nach dem TV-Duell, Berichte über den Wahlkampf der einzelnen Parteien und über die Ergebnisse der Bundestagswahl, hinzu kamen diverse Meinungsumfragen und wahlbezogene Einzelaspekte.

Die Berichterstattung nach der Bundestagswahl wurde wesentlich bestimmt von den Wahlergebnissen und den Reaktionen der Parteien. Thematisiert wurden mögliche Koalitionen, insbesondere die Jamaika-Koalition, ferner das Abschneiden der AfD, ebenso Frauke Petrys Austritt aus der AfD-Fraktion, Personaldiskussionen in der CSU, ferner die Ernennung von Andrea Nahles als neue SPD-Fraktionsvorsitzende.

Platz drei der Topthemenliste im September belegte der Hurrikan Irma in den USA und der Karibik. Über die Vorbereitung auf diese Wetterkatastrophe, das Ereignis selbst und die Schäden von Irma und weiterer Hurrikans in Texas, Florida und der Karibik berichteten die Nachrichtensendungen insgesamt 207 Minuten lang.

Auf Platz vier rangierte der Atomstreit zwischen den USA und Nordkorea mit 144 Minuten. Wesentlichen Anteil daran hatten die Reaktionen auf neue Raketentests und den Test einer Wasserstoffbombe Nordkoreas, eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats, Donald Trumps Auftritt in der Generaldebatte der UN, ebenso die Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea sowie zwischen Nordkorea und China.

Platz fünf belegte die deutsch-türkische Beziehungskrise (87 Min.) anlässlich der Reaktionen auf neue Festnahmen von Deutschen in der Türkei und einer türkischen Reisewarnung nach Deutschland sowie eines EU-Ministertreffens zum Umgang mit der Türkei.

Auf den weiteren Rangplätzen von sechs bis zehn erschienen Berichte über ein Erdbeben in Mexiko (71 Min.),  die Flüchtlingspolitik in Europa (67 Min.), EU-Reformpläne von Juncker und Macron (64 Min.), Streit über das Referendum in Katalonien (62 Min.) und über die Flucht von Rohingya aus Myanmar (50 Min.).

In allen Nachrichtensendungen lag die Bundestagswahl auf Rangplatz 1. Tagesschau, Tagesthemen und das heute-journal widmeten sich stärker als heute, RTL aktuell und Sat.1 Nachrichten der politischen Situation und Parteienlage nach der Bundestagswahl, während letztere der Hurrikankatastrophe mehr Gewicht verliehen. Die beiden privaten Nachrichtensendungen befassten sich weniger als alle öffentlich-rechtlichen mit dem Thema EU-Reformpläne von Juncker und Macron.

CDU und SPD gleichrangig präsent

Den Spitzenplatz in der Parteienpräsenz nahmen CDU und SPD gleichrangig mit jeweils 397 Auftritten ihrer Politiker ein. Als zweite Gruppierung folgten AfD (134 Auftritte) und Grüne (132 Auftritte) fast gleichrangig, danach die CSU (122 Auftritte). Die dritte Gruppierung bildeten FDP (77) und Die Linke (73).

Gegenüber dem Vormonat verbesserte sich die Position der AfD in der Rangfolge der Parteienpräsenz von Platz 6 auf Platz 3.

Bundeskanzlerin Angela Merkel auch im Wahlmonat mit den meisten Auftritten

Auch im Wahlmonat September nahm Bundeskanzlerin Angela Merkel (231 Auftritte) den Spitzenplatz in der Rangliste deutscher Politiker in den Nachrichtensendungen ein. Mit Abstand folgte der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz (144 Auftritte) auf Platz zwei. Der Abstand dieser beiden Kandidaten um die Kanzlerschaft und allen übrigen Politikern fiel größer aus als im Vormonat. Dies erklärt sich wesentlich durch die umfangreiche Berichterstattung über das TV-Duell. Sowohl bei Merkel als auch bei Schulz kam die Präsenz mehr durch Nennungen und visuelle Präsentation als durch O-Ton-Auftritte zustande.

Auf Platz 3 bis 5 der Rangliste deutscher Politiker erschienen im September Horst Seehofer (52), Christian Lindner (49) und Sigmar Gabriel (48), auf Platz 6 und 7 Cem Özdemir (42) und Katrin Göring-Eckardt (41). Die Plätze 8 bis 10 belegten Alexander Gauland (34), Andrea Nahles (31) und Frank-Walter Steinmeier (28). Auf den Plätzen 11 bis 20 folgten Alice Weidel, Wolfgang Schäuble, Thomas de Maizière, Sahra Wagenknecht, Frauke Petry, Dietmar Bartsch, Alexander Dobrindt, Gerhard Schröder, Thomas Oppermann und Markus Söder.

Die stärksten Positionsverbesserungen im Vergleich zum Vormonat hatten Christian Lindner und Alexander Gauland zu verzeichnen.

Die SPD war in der Top 20-Rangliste mit sechs Politikern (einschließlich Steinmeier als Bundespräsident), CDU, CSU und AfD jeweils mit drei Politikern, Grüne und Linke jeweils mit zwei und die FDP mit einem Politiker vertreten.

Unter den Auslandspolitikern behielt Donald Trump mit 129 Auftritten (vorher 164) weiterhin die Spitzenposition vor Emmanuel Macron (48), Nordkoreas Präsident Kim Jong-un mit 46 Auftritten ohne O-Ton und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (43). Die übrigen Auslandspolitiker hatten jeweils weniger als 20 Auftritte in den deutschen Nachrichtensendungen.

Öffentlich-rechtliche Nachrichten dominieren weiterhin die Politikberichterstattung

ARD und ZDF berichteten auch im September umfangreicher als RTL und Sat.1 über Politik. In allen Sendungen fiel der Politikanteil im Wahlmonat höher aus als im August. Die Tagesschau verwendete im September 52 Prozent (im August 51%) der Sendezeit für Politikthemen mit durchschnittlich 8 Minuten pro Ausgabe. Die längere heute-Sendung kam auf einen Politikanteil von 43 Prozent (vorher 39%) ebenfalls mit durchschnittlich 8 Minuten Sendezeit pro Ausgabe. RTL aktuell verwendete bei etwa gleicher Länge wie die heute-Nachrichten 32 Prozent (vorher 28%) bei 7 Minuten (vorher 6 Min.) pro Ausgabe. Und die kürzeren Sat.1 Nachrichten verwendeten 40 Prozent (vorher 36%) der Sendezeit bei 6 Minuten pro Ausgabe für Politikthemen. Ohne Sendungsverkürzungen wegen Fußballübertragungen sowie durch Überlänge am Wahlabend kamen die Tagesthemen im September auf einen Politikanteil von 52 Prozent (vorher 41%) bei durchschnittlich 13 Minuten (vorher 9 Min.) pro Ausgabe und das heute-journal zusätzlich mit Überlänge nach dem TV-Duell auf 59 Prozent (vorher 52%) der Sendezeit bei 15 Minuten (vorher 12 Min.) pro Ausgabe.

Im Ganzen gesehen stand die Inlandsberichterstattung im September unter starkem Einfluss der Bundestagswahl, während die Auslandsberichterstattung wesentlich von Naturkatastrophen und internationalen Konflikten bestimmt wurde. Dabei blieben die Strukturunterschiede zwischen den Sendungen relativ stabil.

Länderpräsenz der Nachrichtenbeiträge