Sondierungsgespräche zur Jamaika-Koalition waren das Topthema der deutschen Fernsehnachrichten im November

Die Sondierungsgespräche über eine regierungsbildende Jamaika-Koalition aus CDU, CSU, FDP und Grünen waren das Topthema der wichtigsten Nachrichtensendungen im November 2017. Insgesamt entfielen in Tagesschau 20 Uhr, Tagesthemen, heute 19 Uhr, heute-journal, RTL aktuell und Sat.1 Nachrichten 418 Minuten (7 Stunden) Sendezeit auf diesen Themenkomplex. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten gehörten die begleitenden Berichte über den seit Oktober fortgesetzten Verlauf der Gespräche mit zwischenzeitlichen Verlautbarungen der Parteien über ihre Positionen. Die Berichterstattung über die Sondierung einer Jamaika-Koalition erreichte ihren Höhepunkt am 20. und 21. November nach dem Abbruch der Gespräche am späten Abend des 19. Novembers durch die FDP und die darauf folgenden ersten Reaktionen.

Den zweiten Rangplatz unter den 10 Topthemen im November nahmen mit 211 Minuten Sendezeit weitere Reaktionen in Deutschland und im Ausland auf das Scheitern der Sondierungsgespräche der Parteien und das daraufhin einsetzende Ringen um eine neue Regierungsbildung ein. Diverse Interviews mit Spitzenpolitikern der Parteien und Kommentare von ARD und ZDF befassten sich mit der unerwarteten Situation. In den Berichten über mögliche Alternativen zur Jamaika-Koalition, darunter auch eine Minderheitsregierung, rückte die Frage nach einer Neuauflage der Großen Koalition unter Beteiligung der SPD in den Vordergrund. Ein wesentlicher Anteil der Berichterstattung befasste sich nun mit der Position der SPD, die sich bis dahin für die Oppositionsrolle entschieden hatte. Zum Thema einer zukünftig stabilen Regierungsbildung trug auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wesentlich durch seine Initiative zu Gesprächen mit den Parteivorsitzenden bei.

Auf die übrigen Top-10-Themen entfielen wesentlich geringere Sendezeitanteile. Platz drei der Topthemenliste im November belegte mit Abstand die Weltklimakonferenz in Bonn (96 Min.). Berichtet wurde über das Klimaschutzabkommen der beteiligten Länder mit dem Ziel, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, ferner über Demonstrationen von Umweltschützern und den Dissens mit der Trump-Regierung zur Rolle des Klimawandels. Dichtauf folgten die Themen Machtkampf in der CSU (69 Min.), Katalonien-Krise (55 Min.), Asienreise von US-Präsident Trump (53 Min.), Terroranschlag in New York (44 Min.), Regierungsstreit um Glyphosatzulassung (42 Min.), Flüchtlinge in Deutschland und Europa (37 Min.) sowie Entmachtung von Simbabwes Präsident Mugabe (37 Min.).

Die politischen Topthemen Sondierungsgespräche zu einer Jamaika-Koalition sowie Ringen um eine neue Regierungsbildung standen in allen Nachrichtensendungen auf den ersten beiden Rangplätzen. Dabei widmete das heute-journal den Sondierungsgesprächen am meisten Sendezeit. Unterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und privaten Hauptnachrichten bestanden im November darin, dass Tagesschau und heute umfangreicher als RTL aktuell und die Sat.1 Nachrichten über Donald Trumps Asienreise berichteten, während die privaten Sendungen umgekehrt umfangreicher über den Terroranschlag in New York berichteten.

SPD nach Abbruch der Sondierungen zur Jamaika-Koalition auf dem Spitzenplatz

Den Spitzenplatz in der Parteienpräsenz nahm im November die SPD mit 413 Auftritten ihrer Politiker ein. Jeweils mit deutlichem Abstand folgten CDU (328), CSU (233), Grüne (176), FDP (126), Linke (36) und AfD (17).

Bundeskanzlerin Angela Merkel wieder mit den meisten Auftritten

Trotz der Spitzenposition der SPD in der Parteienpräsenz nahm Bundeskanzlerin Angela Merkel auch im November (168 Auftritte, davon 75 mit O-Ton) weiterhin den Spitzenplatz in der Rangliste deutscher Politiker in den Nachrichtensendungen ein. Mit Abstand folgte auf Platz zwei der CSU-Parteivorsitzende Horst Seehofer (95 Auftritte). In geringem Abstand folgten Martin Schulz (81), Christian Lindner (78) und Frank-Walter Steinmeier (78), der hier als Bundespräsident trotz ruhender SPD-Mitgliedschaft weiterhin formal der SPD zugeordnet wurde. Auf den weiteren Plätzen von Rang 6 bis 10 folgten Cem Özdemir (44), Barbara Hendricks (37), Alexander Dobrindt (36), Sigmar Gabriel (35) und Katrin Göring-Eckardt (29). Die Plätze 11 bis 20 belegten Andrea Nahles, Markus Söder, Stephan Weil, Anton Hofreiter, Wolfgang Kubicki, Andreas Scheuer, Simone Peter, Christian Schmidt, Peter Altmaier und Julia Klöckner.

Die Präsenz von Auslandspolitikern fiel im November geringer aus als im Vormonat. Den Spitzenplatz nahm Donald Trump (140 Auftritte) mit weitem Vorsprung vor allen anderen Auslandspolitikern ein. Auf den Rangplätzen 2 bis 5 folgten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (41 Auftritte), der katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont (38 Auftritte), Simbabwes Präsident Robert Mugabe (33 Auftritte) und Russlands Präsident Wladimir Putin (31 Auftritte).

Öffentlich-rechtliche Nachrichten bleiben führend in der Politikberichterstattung

ARD und ZDF berichteten auch im November in ihren Hauptnachrichten deutlich umfangreicher über Politik als RTL und Sat.1. Die Tagesschau wendete für Politikthemen einen Sendezeitanteil von 54 Prozent (vorher 57%) bei durchschnittlich 8 Minuten pro Ausgabe auf. Die längeren heute-Nachrichten kamen auf 47 Prozent bei durchschnittlich 9 Minuten Sendezeit für Politik pro Ausgabe. RTL aktuell verwendete bei etwa gleicher Länge wie die heute-Nachrichten für Politikthemen 26 Prozent (vorher 25%) der Sendezeit bei 5 Minuten (vorher 5 Min.) pro Ausgabe. In den kürzeren Sat.1 Nachrichten entfielen 33 Prozent (vorher 36%) der Sendezeit bei ebenfalls 5 Minuten pro Ausgabe auf Politikthemen.

Die beiden öffentlich-rechtlichen Nachrichtenmagazine unterschieden sich im November im Umfang der Politikberichterstattung voneinander. Die Tagesthemen hatten einen Politikanteil von 48 Prozent (vorher 53%) bei durchschnittlich 12 Minuten (vorher 13 Min.) pro Ausgabe, während das heute-journal mit 58 Prozent (vorher 52%) der Sendezeit bei 14 Minuten (vorher 13 Min.) pro Ausgabe am meisten Politikberichterstattung anbot.

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