Die NRW-Landtagswahl erhielt die meiste Sendezeit in den deutschen Fernsehnachrichten im Mai
Nachdem in den Vormonaten internationale Politikereignisse die Spitzenplätze der deutschen Fernsehnachrichten belegten, erhielt im Mai wieder ein deutsches Ereignis die meiste Beachtung. Auf das Topthema NRW-Landtagswahl entfielen in den sechs Nachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 (Tagesschau 20 Uhr, Tagesthemen, heute 19 Uhr, heute-journal, RTL aktuell und Sat.1 Nachrichten) insgesamt 217 Minuten (über dreieinhalb Stunden) Sendezeit. Wesentlichen Anteil daran hatten Berichte über den Endspurt der Parteien vor der Wahl, den Wahltag mit ersten Ergebnissen und ersten Reaktionen sowie die Reaktionen auf den anstehenden Regierungswechsel nach der Wahl in NRW.
In geringem Abstand folgte mit 193 Minuten auf Platz 2 der Top-10 das Thema Präsidentenwahl in Frankreich und Amtsantritt von Manuel Macron. Platz 3 belegte als deutsches innenpolitisches Thema der Streit um Rechtsradikalismus und Wehrmachtstradition in der Bundeswehr (164 Min.). US-Präsident Donald Trumps Europareise mit Stationen beim Papst, der EU, der Nato und beim G7-Gipfel kam mit 153 Minuten auf Platz 4 der Top-10, gefolgt von den Berichten über einen Bombenanschlag bei einem Pop-Konzert in Manchester (147 Min.). Zu einem weiteren Topthema, das den US-Präsidenten innenpolitisch betraf, führten die Berichte über die Entlassung des FBI-Direktors Comey und vermutete Russlandkontakte des Wahlkampf-Teams von Trump (127 Min.). Deutlich weniger Sendezeit als die NRW-Wahl erhielt auf Platz 7 die Landtagswahl in Schleswig-Holstein (108 Min.). Die weiteren Plätze der Top-10 belegten US-Präsident Trumps Nahostreise nach Saudi-Arabien und Israel (75 Min.), ferner das Thema SPD vor dem Bundestagswahlkampf (69 Min.) und die anhaltende Krise in den deutsch-türkischen Beziehungen (63 Min).
Typische Unterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendungen in der Themengewichtung bestanden im Mai darin, dass ARD und ZDF der Präsidentenwahl in Frankreich größere Bedeutung einräumten, während RTL und Sat.1 den Bombenanschlag in Manchester zum Spitzenthema machten.
CDU und SPD dominieren mit geringem Abstand die Parteienpräsenz
Die beiden großen Parteien konnten durch die Wahlen in NRW und Schleswig-Holstein ihre Politikerauftritte im Mai gegenüber dem Vormonat nahezu verdoppeln. Die CDU behielt die Spitzenposition mit 510 Auftritten knapp vor der SPD mit 489 Auftritten.
Weit abgeschlagen folgten, angeführt von den Grünen (123), die kleineren Parteien FDP (60), Linke (55), und CSU (50). Den stärksten Rückgang hatte die AfD (29) zu verzeichnen, die im April anlässlich ihres Parteitags auf 101 Auftritte gekommen war.
Bundeskanzlerin Angela Merkel wieder mit den meisten Politikerauftritten
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im Mai eine fast doppelt so starke Präsenz wie im Vormonat und behauptete mit 204 Auftritten wieder den Spitzenplatz in der Rangliste deutscher Politiker. Auf Platz 2 folgte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz (100), der damit seine Präsenz wesentlich steigerte. Auf den weiteren Plätzen 3 bis 10 der Rangliste deutscher Politiker folgten Ursula von der Leyen (67), Sigmar Gabriel (61), Hannelore Kraft (49), Thomas de Maizière (47) und der NRW-Wahlsieger Armin Laschet (46) vor Christian Lindner (36), Daniel Günther (32) und Torsten Albig (29). Die Plätze 11 bis 20 belegten im Mai Frank-Walter Steinmeier (27), Horst Seehofer (23), Wolfgang Schäuble (22), Thomas Oppermann (22), Katarina Barley (22), Katrin Göring-Eckardt (21), Wolfgang Kubicki (19), Heiko Maas (18), Rainer Arnold (18) und Cem Özdemir (17).
Unter den Auslandspolitikern behauptete Donald Trump mit 195 Auftritten, die durch Berichte über seine außenpolitischen Reisen in den Nahen Osten und nach Europa sowie seine Inlandspolitik entstanden, auch im Mai die Spitzenposition. Als Sieger der französischen Präsidentschaftswahl verdrängte Manuel Macron mit 102 Auftritten Erdogan (56 Auftritte) auf Platz 3. Die Rangplätze 4 bis 6 belegten Obama (42), Le Pen (42) und Putin (39).
Öffentlich-rechtliche Nachrichten dominieren die Politikberichterstattung
Auch im Mai blieben die Unterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und privaten Nachrichtensendungen in der Themenauswahl bestehen. Das Erste und das ZDF stellten die Politikberichterstattung wesentlich stärker in den Vordergrund als die Privatsender. Anlässlich der Wahlen in Deutschland und Frankreich stiegen in allen Sendungen die Sendezeitanteile für Politik. Unter den Hauptnachrichten mit unterschiedlicher Sendungslänge widmete die Tagesschau der Politikberichterstattung 64 Prozent der Sendezeit, gefolgt von heute mit 53 Prozent. RTL aktuell kam bei etwa gleicher Länge wie heute auf 32 Prozent der Sendezeit für Politikthemen. In den Sat.1 Nachrichten, bei gleicher Sendungslänge wie die Tagesschau, entfielen 44 Prozent auf Politikthemen. Den höchsten Politikanteil hatte wieder das heute-journal (68 %), die Tagesthemen kamen auf 61 Prozent der Sendezeit. In den privaten Nachrichtensendungen kam die Verkürzung der Politikberichterstattung von Alltags- und Human Interest-Themen sowie Kriminalitätsthemen zugute.
Verglichen in durchschnittlichen Minuten pro Nachrichtenausgabe lagen im Mai bei der Politikberichterstattung das heute-journal (18 Min.) vor den Tagesthemen (16 Min.) und heute (11 Min.) knapp vor der Tagesschau (10 Min.). Die geringste Sendezeit für Politikthemen verwendeten RTL aktuell (7 Min.) und die Sat.1 Nachrichten (6 Min).
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