Programmanalyse 2000
Die Boulevardisierungskluft im deutschen Fernsehen.

Die Programmanalyse 2000 vergleicht die Strukturprofile der öffentlich-rechtlichen und privaten Hauptprogramme. In der Detailanalyse der Informationsangebote greift sie die Boulevardisierungsthese aus dem Jahr 1996 auf und zeigt, welche Kluft zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern bei der Themenauswahl besteht.

Das Fernsehjahr 2000 war ein Jahr großer internationaler Sportereignisse. Dies machte sich in der Programmstruktur bei ARD/Das Erste und beim ZDF in einem höheren Sportanteil bemerkbar. Bei der ARD wurden vorwiegend Informationsangebote und beim ZDF Fictionangebote durch Sport von ihrem Sendeplatz verdrängt. Dennoch blieben die wesentlichen Unterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privaten Sendern in den Programmspartenprofilen bestehen. ARD/Das Erste und ZDF hatten weiterhin ein deutliches Schwergewicht im Bereich der Informationsangebote (Nachrichten, Magazine, Reportagen, Berichte, Dokumentationen, Polit-Talk etc.), RTL, SAT.1 und ProSieben dominierten mit der Sparte Fiction (Spielfilm, TV-Movies, Serien). Die Analyse von nichttagesaktuellen Informationssendungen (ohne Nachrichten und Morgenmagazine) zeigte, in welche Richtungen sich die Sender bei der Themenwahl orientierten. ARD und ZDF bevorzugten Themen aus Politik und Wirtschaft, RTL, SAT.1 und ProSieben Boulevardthemen (Human Interest, Prominenz, Kurioses, Sex, Kriminalität, Unglücke, Katastrophen). Die unterschiedliche Themenorientierung zeigte sich in den nichttagesaktuellen Informationsangeboten besonders deutlich als Boulevardisierungskluft.