Politikvermittlung im deutschen Fernsehen:
ARD, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben im Vergleich.

Untersucht wird das politische Informationsangebot der großen Sender in der Mitte einer Legislaturperiode ohne den Einfluss von Bundestagswahlen.

Das Politikangebot in einer vierwöchigen Stichprobe des Jahres 2000 umfasste bei ARD und ZDF in der meistgenutzten Tageszeit von 18.00 bis 24.00 Uhr etwa ein Sechstel des Gesamtprogrammangebots. Der Angebotsumfang ist damit bei ARD und ZDF viermal so groß wie bei RTL, SAT.1 und ProSieben.

Gut die Hälfte des Politikangebots erscheint in Nachrichtensendungen, dabei enthalten die Nachrichten der öffentlich-rechtlichen Sender etwa doppelt so viel Politik wie die Nachrichten der privaten Sender. Der übrige Teil des Politikangebots wird in Magazinen, Dokumentationen, Berichten, Reportagen und Gesprächssendungen vermittelt. In allen Formen ist das Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender größer und vielfältiger als bei den privaten Sendern.Alle Sender behandelten vorrangig deutsche Innenpolitik. Im Jahr 2000 fanden die Themen Deutsche Einheit, Innere Sicherheit, Arbeit und Soziales sowie politische Affären die meiste Beachtung. Dabei unterschieden sich die öffentlich-rechtlichen von den privaten Sendern in der Vielfalt und Ausrichtung der Themen. Klammert man das Thema Deutsche Einheit aus, bevorzugten die privaten Sender eher Themen der inneren Sicherheit, die alltagsnah und emotional waren, die öffentlich-rechtlichen dagegen eher Themen der gesellschaftspolitischen und parlamentarischen Kontroverse mit politischem Sachbezug.

Die Auftritte deutscher Politiker im Fernsehen konzentrierten sich auf eine begrenzte Anzahl von Personen. Über die Hälfte aller Auftritte entfielen auf nur 20 Politiker. Darunter hielten im Jahr 2000 Gerhard Schröder als amtierender Bundeskanzler und Helmut Kohl aufgrund der starken Gewichtung der Themen Deutsche Einheit und CDU-Parteispendenaffäre die Spitzenpositionen. Für wenige prominente Politiker, gesellschaftliche Repräsentanten und Sachexperten ist die Chance eines Auftritts im Fernsehen bei den öffentlich-rechtlichen Programmen größer als in den Programmen der Privatsender.