Kulturelle Indikatoren
Berufswelt in der Fernsehunterhaltung

Das Bild des Unternehmers und des Freiberuflers in der Fernsehunterhaltung. Eine Studie im Auftrag des Ernst-Schneider-Preis der deutschen IHKs e.V. (2005).

Die Fernsehrealität vermittelt Vorstellungsbilder von der Alltagswirklichkeit. Dabei stellt sich auch die Frage, welches Bild die Berufswelt darin findet.

Die Studie untersucht die Berufsstruktur in der Fernsehunterhaltung von ARD, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben auf der Basis einer Woche (3. bis 9.12.2004) in der Tageszeit von 13.00 bis 1. Uhr. Einbezogen sind Talk- und Gerichtsshows, Realityshows, Doku-soaps, Spiel- und Fernsehfilme sowie Fernsehserien. Die wichtigsten Befunde: 1. Die Fernsehunterhaltung konzentriert sich auf wenige Berufe und verschafft diesen damit hohe Aufmerksamkeit. Zu den bevorzugten Berufen gehören Ärzte, Rechtsanwälte, Kriminalkommissare, Polizisten, Richter, Sänger, Staatsanwälte und Gastronomen. Davon profitieren bestimmte Berufsfelder, während andere vernachlässigt werden. Am häufigsten werden Ordnungs- und Sicherheitsberufe, Medienberufe/ künstlerische Berufe und Gesundheitsberufe präsentiert. Am seltensten erscheinen Berufe aus der Industrieproduktion. 2. Berufe werden meistens im Handlungsverlauf durch Tätigkeiten der Akteure gezeigt, Selten werden Berufe explizit thematisiert. 3. Unterschiede in der Programmstruktur und Genrestruktur der Sender führen zu unterschiedlichen Berufsstrukturen. Bei RTL und SAT.1 finden sich am meisten Ordnungs- und Sicherheitsberufe, bei der ARD am meisten Medien- und künstlerische Berufe und bei ARD und SAT.1 am meisten Gesundheitsberufe. 4. Selbstständige machen etwa ein Viertel aller Berufsauftritte in der Fernsehunterhaltung aus. Freiberufler sind doppelt so häufig wie Unternehmer anzutreffen. 5. Selbstständigkeit ist eine Männer-Domäne. Bei Unternehmern überwiegen die Männer am stärksten. Weniger stark ist ihr Übergewicht bei Freiberuflern, am geringsten bei Nicht-Selbstständigen. 6. Die Berufsstruktur der Fernsehunterhaltung weicht deutlich von der Berufsstruktur der Realität ab. Überrepräsentiert sind vor allem Ordnungs- und Sicherheitsberufe sowie Medien-/Showberufe und Gesundheitsberufe. Unterrepräsentiert sind Berufe aus Produktion, Handel, Technik und Verkehr. Überrepräsentiert sind auch Selbstständige, allerdings nicht durch die Unternehmer, sondern allein durch die Freiberufler. 7. Unternehmer haben in der Fernsehunterhaltung ein weniger günstiges Bild als die Freiberufler und Nicht-Selbstständigen. Unternehmer kommen ebenso häufig in positiven wie in negativen Rollen vor. Freiberufler und Nicht-Selbstständige überwiegen deutlich in positiven Rollen.