US-Luftschlag nach mutmaßlichem Giftgaseinsatz im Syrienkrieg war das Topthema der deutschen Fernsehnachrichten im April

Der US-Luftschlag nach einem mutmaßlichen Giftgaseinsatz im Syrienkrieg war das Topthema der deutschen Fernsehnachrichten im April. Insgesamt entfielen in Tagesschau 20 Uhr, Tagesthemen, heute 19 Uhr, heute-journal, RTL aktuell und den Sat.1 Nachrichten 326 Minuten (5,4 Stunden) Sendezeit auf diesen Themenkomplex. Die Berichterstattung befasste sich ausführlich mit dem mutmaßlich vom Assad-Regime durchführten Giftgaseinsatz gegen Aufständische und die Zivilbevölkerung im syrischen Duma, den internationalen Reaktionen und dem darauf von US-Präsident Donald Trump angeordneten US-Luftschlag gegen Einrichtungen des syrischen Militärs. Dabei wurden die Beteiligungen Frankreichs und Großbritanniens an der US-geführten Militäraktion sowie die Kritik des Irans und Russlands an diesem Luftschlag, die deutsche Haltung und die Rolle der EU im Syrienkrieg thematisiert. Aspekte zum gleichen Themenkomplex waren der Syriengipfel in der Türkei und die Entsendung von OPCW-Experten zur Klärung des Verstoßes gegen den Einsatz von Chemiewaffen.

Weit abgeschlagen folgten auf Rangplatz 2 der Topthemenliste die Berichte über diplomatische Annäherungen zwischen Nord- und Südkorea (74 Min). Die wesentlichen Punkte waren Nordkoreas Ankündigung, Atom- und Raketentests zu stoppen und ein historisches Gipfeltreffen zwischen Kim Jong-un und Moon Jae-in.

Rangplatz 3 belegte die Berichterstattung über ein Auslieferungsverfahren des in Schleswig-Holstein festgenommenen katalanischen Ex-Ministerpräsidenten Carles Puigdemont (72 Min.), seine Freilassung gegen Auflagen des Gerichts und die Reaktionen Spaniens.

Auf Rangplatz 4 folgte als Dauerthema Flüchtlingspolitik in Deutschland (66 Min.). Aktuelle Aspekte waren der Streit um den Familiennachzug von Flüchtlingen, Hilfen für abgelehnte Asylbewerber sowie der Korruptionsverdacht gegen die Leiterin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in Bremen.

Platz 5 belegte die Berichterstattung über eine Amokfahrt in Münster und anschließende Ermittlungen zur Motivation (65 Min).

Auf den Rangplätzen 6 bis 10 folgten Berichte über den Tarifkonflikt im Öffentlichen Dienst mit Warnstreiks der Bahn in Deutschland sowie der Staatsbahn in Frankreich (65 Min.); eine neue deutsche Antisemitismusdebatte, ausgelöst durch einen Skandal bei der Echo-Preisverleihung an Rapper (62 Min.); ferner der anhaltende diplomatische Konflikt zwischen Großbritannien und Russland wegen des mutmaßlich russischen Giftanschlags auf den russischen Ex-Agenten Skripal in Großbritannien (58 Min.); Angela Merkels Antrittsbesuch als wiedergewählte Bundeskanzlerin bei US-Präsident Donald Trump in Washington (53 Min.) und der Wahlsieg der Partei Viktor Orbans in Ungarn (48 Min.).

SPD und CDU gemeinsam an der Spitze der Parteien-Präsenz

Nach dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung lagen die beiden großen Koalitionsparteien SPD und CDU im April bei der Parteien-Präsenz mit 276 bzw. 274 Auftritten ihrer Politiker fast gleichauf. Die CSU folgte als drittstärkster Koalitionspartner der neuen Bundesregierung mit 121 Auftritten in der Rangliste.

In weitem Abstand folgten die Oppositionsparteien, angeführt von den Grünen (68 Auftritte), dann Die Linke (46 Auftritte), ferner die AfD (37 Auftritte) und die FDP (29 Auftritte). AfD und Linke tauschten nach März im April die Positionen, die FDP hatte auch im April die geringste Präsenz.

Bundeskanzlerin Angela Merkel mit weniger Auftritten weiter auf dem Spitzenplatz

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im April auf Rangplatz 1 nur 117 Auftritte, davon 45 mit O-Ton. Auch die übrigen deutschen Politiker hatten unter dem Einfluss konkurrierender internationaler Politikereignisse und dem Effekt der Ostertage eine geringere Präsenz in den Nachrichten als im Vormonat. In der Top20-Liste der Politiker erschien auch im April in zweiter Position Innen- und Heimatminister Horst Seehofer (67 Auftritte). Auf Platz 3 folgte Außenminister Heiko Maas (49), dann Andrea Nahles (36) als neu gewählte SPD-Parteivorsitzende gleichauf mit Gesundheitsminister Jens Spahn (36). Platz 6 belegte Finanzminister Olaf Scholz (31), Platz 7 Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (20), gefolgt von Arbeitsminister Hubertus Heil (17). Auf Rangplatz 9 erschien Simone Lange (14), die ihre Präsenz als Gegenkandidatin zu Andrea Nahles bei der Wahl zum Parteivorsitz verdankte. Auf Platz 10 folgte Christian Lindner (13).

Die weiteren Rangplätze 11 bis 20 belegten Annalena Baerbock (Vorsitzende der Grünen), Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit jeweils 12 Auftritten, Justizministerin Katarina Barley, Bundesminister für Verkehr und Digitales Andreas Scheuer, Markus Söder (Ministerpräsident Bayern) mit jeweils 11 Auftritten, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit 10 Auftritten und Alexander Dobrindt (CSU), Armin Laschet (Ministerpräsident NRW), Katrin Göring-Eckhardt (Grüne) und Herbert Reul (Innenminister NRW) mit jeweils 9 Auftritten.

In der Top 20-Rangliste deutscher Politiker erschienen insgesamt sechs SPD-Politiker (ohne Steinmeier). sechs CDU-Politiker, vier CSU-Politiker, zwei Politikerinnen der Grünen und ein Politiker der FDP, AfD und Die Linke waren im April mit keinem Politiker in den Top-20 vertreten.

Unter den Auslandspolitikern hatte Donald Trump mit 177 Auftritten (vorher 172 Auftritte) auch im April die höchste Präsenz. Damit übertraf Trump wieder die Präsenz der deutschen Bundeskanzlerin. Auf Rangplatz 2 erschien Baschar al-Assad mit 82 Auftritten. Trump und Assad kamen hauptsächlich durch den Giftgaseinsatz im Syrienkrieg und den US-Militärschlag zu hohen Auftrittswerten. Auf den Rangplätzen 3 bis 5 folgten Macron (69), Putin (42) und Puigdemont (37).

Öffentlich-rechtliche Nachrichten überlegen in der Politikberichterstattung

Im Umfang der Politikberichterstattung lagen die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen trotz geringerer Politikanteile im April wieder vor den privaten Sendungen. Die Tagesschau wendete für Politikthemen einen Sendezeitanteil von 50 Prozent (vorher 58 %) bei durchschnittlich 8 Minuten pro Ausgabe auf. Die längeren heute-Nachrichten kamen auf 42 Prozent (vorher 46 %) bei durchschnittlich 8 Minuten Sendezeit für Politik pro Ausgabe. RTL aktuell verwendete bei etwa gleicher Länge wie die heute-Nachrichten für Politikthemen 25 Prozent (vorher 26 %) der Sendezeit bei 5 Minuten pro Ausgabe und die Sat.1 Nachrichten 29 Prozent (vorher 34 %) der Sendezeit bei 5 Minuten pro Ausgabe auf Politikthemen.

Die Tagesthemen kamen auf einen Politikanteil von 47 Prozent (vorher 52 %) bei durchschnittlich 11 Minuten (vorher 13 Min.) pro Ausgabe. Das heute-journal hatte einen Politikanteil von 50 Prozent (vorher 57 %) der Sendezeit bei 12 Minuten (vorher 15 Min.) pro Ausgabe und blieb damit stärkster Politikanbieter.

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