Flüchtlingskrise vor AfD: die Topthemen der Fernsehnachrichten im Mai

Gut eine Stunde (69 Minuten) berichteten die Hauptnachrichten der vier großen deutschen Fernsehsender im Mai über die Flüchtlingskrise in Deutschland und Europa. Damit nimmt das Thema Flüchtlinge seit August vergangenen Jahres fast ununterbrochen den ersten Rang in der Liste der Top-Nachrichtenthemen ein. Lediglich einmal, im November 2015, wurde es von den Terroranschlägen in Paris kurzzeitig von der Spitze verdrängt. Im Mai folgte auf Rang 2 mit 52 Minuten das AfD-Parteiprogramm mit den Reaktionen auf den Anti-Islamkurs der Partei. Rang 3 nahm das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei ein (51 Minuten), gefolgt von einer Unwetterkatastrophe in Deutschland (40 Minuten) und Waldbränden in Kanada (39 Minuten). Weitere Top-10-Themen im Mai waren: Sparpaket und EU-Finanzhilfen für Griechenland, ägyptisches Flugzeug über Mittelmeer abgestürzt, Vorwahlen in den USA, Bundespräsidentenwahl in Österreich sowie Diskussion in der SPD über deren Zukunft.

Im Detail zeigen sich einige Unterschiede zwischen den Sendungen hinsichtlich der Rangfolge und der Gewichtung der Themen. So war bei „RTL aktuell“ nicht die Flüchtlingskrise Thema Nr. 1, sondern das Unwetter in Deutschland. Die Diskussion über die Zukunft der SPD war sowohl bei RTL als auch Sat.1 ein Top-10-Thema, nicht jedoch bei ARD und ZDF. Bei der „Tagesschau“ rangierten die TTIP-Geheimdokumente unter den ersten Zehn; „heute“ war die einzige Sendung, bei der die Proteste gegen die Arbeitsmarktreform in Frankreich in den Top-10 erschienen.

Bei den Nachrichtenmagazinen war auffällig: Das „heute-journal“ berichtete am umfangreichsten unter allen Nachrichtensendungen über die Flüchtlingskrise und das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei. Die „Tagesthemen“ befassten sich am intensivsten u.a. mit der Bundespräsidentenwahl in Österreich.

Politikerpräsenz: CSU und Linke mit mehr Auftritten

Die Präsenz der Parteien in den Fernsehnachrichten – gemessen an der Zahl der Auftritte ihrer Repräsentanten – entwickelte sich im Mai uneinheitlich. Während CDU (311 Auftritte), Grüne (97) und FDP (7) teilweise deutlich weniger Auftritte verzeichneten, waren CSU (113) und Linke (89) häufiger vertreten. Bei SPD (243) und AfD (57) lag die Zahl der Auftritte auf dem Niveau des Vormonats.

In den Top-20 der am häufigsten in den Fernsehnachrichten präsenten deutschen Politiker sind dieses Mal die Linke mit drei Politikern (Gysi, Bartsch, Wagenknecht) und die AfD mit zwei Politikern (Petry, Gauland) vertreten. Angeführt wird die Rangreihe von Bundeskanzlerin Merkel (137 Auftritte) vor Sigmar Gabriel (50) und Thomas de Maizière (35).

Politikanteile in den Nachrichten

Der Anteil politischer Themen entwickelte sich ebenso wie die Politikerauftritte uneinheitlich. Einem Rückgang bei „RTL aktuell“ (20 Prozent, entspricht 4 Minuten pro Ausgabe) stand ein Anstieg bei den „Sat.1 Nachrichten“ (31 Prozent, 5 Minuten), den „Tagesthemen“ (50 Prozent, 12 Minuten) und dem „heute-journal“ (50 Prozent, 12 Minuten) gegenüber. Bei der „Tagesschau“ (53 Prozent, 8 Minuten) und „heute“ (39 Prozent, 7 Minuten) blieb der Politikanteil stabil.