Hochwasser war dominierendes Nachrichtenthema im Juni

Das Hochwasser in Deutschland war im Juni mit weitem Abstand das dominierende Thema in den Fernsehnachrichten. Insgesamt 7 Stunden (421 Minuten) berichteten die Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 allein über dieses Thema. An zweiter Stelle folgten mit 110 Minuten die Proteste in der Türkei vor dem Skandal um die Internet-Spionage der NSA (75 Minuten), dem Berlin-Besuch von US-Präsident Barack Obama (50 Minuten) und der Drohnen-Affäre der Bundeswehr (39 Minuten). Weitere Themen unter den Top-10 waren: Proteste in Brasilien, die Syrien-Krise, der G8-Gipfel in Nordirland, der CDU-Wahlkampf sowie der NSU-Prozess.

Die Hochwasser-Katastrophe war in allen sechs untersuchten Nachrichtensendungen das Thema Nr. 1. Auch bei den weiteren Topthemen gab es auf den vorderen Plätzen keine großen Unterschiede zwischen den Sendungen. Bei „Tagesschau“ und „heute“ rangierte die Syrien-Krise auf Rang 7 bzw. 8, die privaten Nachrichten hatten dieses Thema nicht unter den Top-10. Für die „Sat.1 Nachrichten“ war das Sommerwetter dagegen einen 7. Platz wert, bei „RTL aktuell“ rangierte die Sorge um den kranken Nelson Mandela auf Rang 8. Beide Themen waren bei ARD und ZDF keine Topthemen.

Die Nachrichtenmagazine „Tagesthemen“ und „heute-journal“ setzten ihre längere Sendedauer unter anderem für intensivere Berichterstattung über die Proteste in der Türkei, die Internet-Spionage der NSA und den Obama-Besuch in Berlin ein. Die „Tagesthemen“ berichteten außerdem etwas mehr als die anderen Nachrichtensendungen über die Syrien-Krise, das „heute-journal“ über die Proteste in Ägypten und den SPD-Wahlkampf.

Hochwasserkatastrophe sorgt für mehr regionale Politikerauftritte

Im Juni gab es mit 966 Auftritten deutscher Politiker eine etwa gleich starke Politikerpräsenz in den Fernsehnachrichten wie im Vormonat. Mit dem Topthema der Hochwasserkatastrophe kamen häufiger auch regionale und kommunale Politiker zu Wort.

In der Liste der 20 am häufigsten in den Fernsehnachrichten präsenten Politiker finden sich dieses Mal mit Holger Stahlknecht (Innenminister, Sachsen-Anhalt), Jürgen Dupper (Oberbürgermeister von Passau) und Reiner Haseloff (Ministerpräsident, Sachsen-Anhalt) drei Politiker aus den vom Hochwasser besonders betroffenen Regionen. Auch die gestiegene Präsenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (181 Auftritte) ist zumindest zu einem Teil auf die Hochwasser-Berichterstattung zurückzuführen.

Bei der Statistik der Politikerauftritte nach Parteien liegt erneut die CDU vorne (365 Auftritte). Die SPD verzeichnete mit 235 Auftritten in etwa die gleiche Präsenz wie im Mai. Die FDP kam auf 114 Auftritte, die CSU auf 90 Auftritte, die Grünen auf 71 Auftritte, die Linke auf 43 Auftritte und die Piraten auf 1 Auftritt. Für die Sonstigen (im Wesentlichen Bundespräsident Gauck) wurden 47 Auftritte gezählt.

Mehr Berichterstattung zu Katastrophen und Gesellschaft/Justiz, weniger Politikthemen

Die Hochwasserkatastrophe als das beherrschende Topthema des Monats sorgte für einen hohen Anteil an Berichterstattung aus dem Bereich Unfall/Katastrophe. Die Demonstrationen unter anderem in der Türkei, in Brasilien und Ägypten sowie diverse Gerichtsprozesse (u.a. NSU-Verfahren) in Deutschland waren verantwortlich für hohe Anteile der Kategorie Gesellschaft/Justiz. Dies zusammen genommen führte wiederum zu niedrigeren Politikanteilen in allen sechs untersuchten Nachrichtensendungen. Die „Tagesschau“ kam auf 42 Prozent (entspricht durchschnittlich 7 Sendeminuten) Politikthemen, „heute“ auf 29 Prozent (5 Minuten), „RTL aktuell“ auf 17 Prozent (3 Minuten), die „Sat.1 Nachrichten“ auf 26 Prozent (4 Minuten), die „Tagesthemen“ auf 35 Prozent (9 Minuten) und das „heute-journal“ auf 34 Prozent (9 Minuten).