Fußball-EM war dominierendes Nachrichtenthema im Juni

Die Fußball-EM in Polen und der Ukraine war im Juni das Topthema der Hauptnachrichtensendungen des Ersten, des ZDF, von RTL und Sat.1. Dem Sportereignis wurde mit 250 Sendeminuten mit großem Abstand die meiste Sendezeit eingeräumt. An zweiter Stelle folgten Berichte aus dem Umfeld der Fußball-EM (120 Minuten). Unter den politischen Themen dominierten außen- und finanzpolitische Themen, allen voran die Schuldenkrise in Europa, die auf den Rängen drei bis fünf den meisten Raum einnahm: 102 Minuten entfielen auf die Euro-Schuldenkrise, 79 auf die Parlamentswahl und Schuldenkrise in Griechenland sowie 63 Minuten auf die Debatte um den Fiskalpakt. Die weiteren Themen unter den Top-10 waren die politische Lage in Ägypten, der Syrien-Konflikt, die Bankenkrise in Spanien, das Aus für Schlecker sowie der Streit um das Betreuungsgeld.

Die Berichte von der Fußball-EM lagen in allen Hauptnachrichtensendungen an der Spitze. „RTL aktuell“ widmete dem Thema mit 84 Sendeminuten deutlich mehr Zeit als die anderen Nachrichtenformate. Auf Rang zwei folgten bei den Privaten Berichte aus dem Umfeld der Fußball-WM. Dagegen widmeten „Tagesschau“ und „heute“ der Eurokrise die zweitmeiste Sendezeit. Etwas mehr Aufmerksamkeit fand bei RTL und Sat.1 auch das Aus für Schlecker und das Thronjubiläum der Queen. Die öffentlich-rechtlichen Hauptnachrichten widmeten dagegen der Führungskrise der Linkspartei, dem G20-Gipfel in Mexiko sowie der Parlamentswahl in Frankreich mehr Sendezeit.

Die beiden Nachrichtenmagazine „Tagesthemen“ und „heute-journal“ wurden im Juni häufig mit gekürzter Sendezeit in der Halbzeitpause der Fußball-Übertragungen ausgestrahlt. Infolgedessen fokussierte sich ihre Berichterstattung stärker auf die politischen Themen. Die beiden Topthemen in den Nachrichtenmagazinen waren im Juni die Euro-Schuldenkrise bzw. die Parlamentswahl  und Schuldenkrise in Griechenland. Die Fußball-EM folgte erst auf Rang drei, die Berichte aus dem EM-Umfeld auf Rang sieben.

Politikerpräsenz in den Nachrichten: FDP seltener, Grüne häufiger vertreten

Die Fußball-EM führte im Juni dazu, dass weniger Politikerauftritte als im Mai in den Nachrichten zu verzeichnen waren. Mit 1037 Auftritten waren die politischen Akteure aber immer noch häufiger präsent als im April.

An der Spitze lag erneut die CDU mit 371 und damit deutlich weniger Auftritten als im Mai. An zweiter Stelle folgte – wie im Vormonat – die SPD mit 204 Nennungen. Die FDP war deutlich seltener vertreten (109 Auftritte) und tauschte den Rangplatz mit der Linken, die bedingt durch die anhaltende interne Führungskrise auf Rang drei kletterte (146 Auftritte). Es folgten die CSU (92 Auftritte), die Grünen (91 Auftritte) und der parteilose Bundespräsident Joachim Gauck (24 Auftritte), wobei die Grünen als einzige Partei mehr Auftritte erzielten als im Mai. Die Piraten, die bereits in den letzten beiden Monaten zunehmend weniger Auftritte verzeichnen konnten, fielen im Juni ganz aus der Berichterstattung heraus.

Angela Merkel war auch im Juni die präsenteste Politikerin in den Fernsehnachrichten (171 Auftritte). Es folgten – mit deutlicherem Abstand als im Vormonat – Wolfgang Schäuble, Sigmar Gabriel, Horst Seehofer und Gregor Gysi. Die Linke war unter den Top 20 erneut mit drei Politikern vertreten und damit ebenso präsent wie die CSU, SPD, FDP (Vormonat 6) und Grünen (Vormonat 0).

Politikanteile auf April-Niveau

Die Fußball-EM schlug sich im Juni in höheren Sportanteilen in allen Nachrichtensendungen nieder. Dies ging allerdings nur zum Teil auf Kosten der Politikberichterstattung. Diese sank zwar gegenüber dem politikstarken Mai wieder, pendelte sich aber in etwa auf dem Niveau des April ein.

Die „Tagesschau“ widmete 56 Prozent ihrer Sendezeit der Politik (entspricht 9 Minuten pro Sendung), „heute“ 38 Prozent (7 Minuten), „RTL aktuell“ 23 Prozent (5 Minuten), die „Sat.1 Nachrichten“ 31 Prozent (4 Minuten) und die Nachrichtenmagazine „Tagesthemen“ und „heute-journal“ je 53 Prozent (11 Minuten).